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Binn there, done that

Skihochtouren im hinteren Binntal 16./17. März 2024

Frohen Mutes stieg unsere Gruppe früh am Samstagmorgen in den Zug Richtung Brig: Pünktlich zu Beginn unserer Skihochtourentage in hinteren Binntal hatte sich die Lawinensituation endlich etwas entspannt und die Wetterprognose hätte auch durchaus (noch) schlechter sein können.

Schon im Zug gab der strenge Tourenleiter Micael den Tarif durch und verhängte kurzerhand ein generelles Berufver- und -erratemoratorium. Würde es wohl bis Montag Abend bestand halten?

Nachdem wir uns in Binn Fäld mit heiterem Handschuhwerfen aufgewärmt hatten (es war zum Glück nicht der Fehde-, sondern der Erwartungs- und Wunschhandschuh), schlängelten wir uns unter kundiger Führung durch Lärchenwälder bergwärts. Die ursprünglich vorgesehene Tour aufs Gross Schinhorn war lawinentechnisch noch zu heikel, deshalb wichen wir aufs Gandhorn aus. Nach einem windgepeitschten Gipfelselfie (die Frisur hielt schon lange nicht mehr) und gut durchlüftetem Picknick hielten wir uns tapfer auf der Krete und erreichten schliesslich den Holzerspitz. Da es dem starken Wind bisher nicht gelungen war, das Nebelgewölk wegzupusten (sowas nennt man dann wohl Loose-Loose-Situation), entschieden wir uns, Richtung Hütte abzufahren statt noch das Holzjihorn zu erklimmen. Dafür war die Abfahrt dann ein zeimliches Geholz(ji), der Schnee nass& tief& extrem schwer, so dass bei jeder Kurve ein tiefer, türkis leuchtender, veritabler Gletscherspalt entstand. Und ich dachte immer, die Hölle sei rot…

Nach kurzem Gegenanstieg erreichten wir dann doch endlich bei Sonnenschein die gut besuchte Binntalhütte, wo wir ausgiebig dem beim Handschuhwerfen gewünschten Hüttenzauber frönten (ob da wohl Smiths „unsichtbare Hand der Marktes“ für die Erfüllung zuständig ist?).

Zum Znacht gab es ein dank einem ausgeklügelten Personen- und Kochlöffelrotationssystem exzellent mundendes Risotto und Salat, welcher von Salatsaucen-Sommelier Gerhard mit einem reduce-to-the-max- oder -so Dressing (nicht ganz freiwillig fettfrei) gekonnt abgeschmeckt worden war. Es war sehr lecker und das war auch gut so: Am Montag war Schnee in rauhen Mengen vorhergesagt, so hatten wir vor dem Znacht beschlossen, einen Tag früher heimzukehren und deshalb noch so viel mitgebrachte Esswaren wie möglich zu verputzen.

Am Sonntag Morgen machten wir uns pünktlicher als die SBB erlaubt über eine elegante 5-Sterne-Schneebrücke via Materialdepot auf in Richtung Ofenhorn. Auf dem Passo del Sabbione angekommen hatte sich das Wetter schon merklich verschlechtert und es blies uns fast weg. Nach einem weiteren gut durchlüfteten Picknick entschieden wir, doch weiterzugehen und banden uns mit einem langen Seil zusammen, für dass es uns weniger leicht wegwindet (und vielleicht auch noch etwas wegen den Gletscherpalten). Das lange Seil hatte noch weitere Vorteile: Wir querten wiederholt den Hang und brachten so eine ganze Gruppe Skifahrer auf der Abfahrt zum Stillstand. Diese niederschwellige zaungleiche Wirkung brachte mich zur Überlegung, ob sich der SAC nicht mittels Herdenschutz-Seilschaften für den Schutz der Schafe (und somit der Wölfe) engagieren sollte. Der Wind wurde weniger, dafür begann es zu schneien und wir sahen nicht mehr so genau, wo wir genau hingingen. Doch einfach immer hoch war eine gute Idee, denn wenn es aufhörte hochzugehen, musste dies der Gipfel sein. Diesen erreichten wir ganz kurz vor dem Aufgeben doch noch und es war sogar erstaunlich gemütlich dort oben.

Die Abfahrt war dann mehr ein irgendwie runterkommen, doch wir schafften es und fanden sogar – zielstrebiger als ein Eichhörnchen (ok das Eichhörnchen hat auch kein GPS) – unser Depot hinter dem lawinensicheren Stein (DER Stein) wieder. Hier schneite es nicht mehr und wir stärkten uns mit einigen Runden Rüebli on the rocks, welche Micael wie früher im Bärengraben in die gierige Runde warf. Der restliche Teil der Abfahrt war eine Mischung aus heruntergekommenem Skicross und schweisstreibendem Granita-Skating. Doch immerhin reichte der Schnee noch ganz knapp bis nach Binn Fäld, wo es sogar ein Restaurant, welches auch offen war, hatte. Wir Glücklichen.

Der Wirt fuhr uns anschliessend höchstpersönlich nach Binn Dorf, damit wir nicht in der Taktlücke versauern mussten. Zufrieden traten wir die Heimreise an, welche damit endete, dass wir das sonst schon enge Perron im Bahnhof blockierten, weil wir einander doch alle noch verraten mussten, welche Berufe wir ausübten.

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