
Louwitor – Kranzberg – Äbeni Flue
27. – 29. April 2025
Anreise mit Hindernissen
Nach der Eröffnung der Jungfraubahn 1912 dauerte die Fahrt von der Kleinen Scheidegg aufs Jungfraujoch 1 ¼ Stunden. Heute steht man in der doppelten Zeit von Bern aus oben auf dem Joch und kann für Skitouren bereits vor 09.00 Uhr auf 3454 m ü. M. die Skier anschnallen. Unsere Gruppe war allerdings erst gegen zehn Uhr komplett, aber für die geplante Tour übers Louwitor in die Konkordiahütte reichte die Zeit längstens. Wir konnten und mussten es gemütlich nehmen, denn nicht alle in der Gruppe waren an diese Höhe gewöhnt. An diesem Tag verschwand das eindrückliche Panorama häufig in Nebelschwaden und auf der Abfahrt vom Louwitor flöckelte es aus den Wolken. Als wir den Konkordiaplatz querten und eine Abkühlung nicht verschmäht hätten, kehrte das Wetter und brachte uns ins Schwitzen.
Übel – was nun, Gipfel oder Lücken?
Unser Tourenleiter Basho hatte sich leider am Tag vor der Tour von einer hustenden Kinderschar anstecken lassen und fühlte sich am Abend richtig mies. Deshalb musste für den zweiten Tag ein Plan B ausgeheckt werden, was Basho und Heinz natürlich mit links meisterten. Bei blauem Himmel am Montagmorgen teilte sich die Gruppe: Die stärkeren Teilnehmenden bezwangen zwar auch nicht wie geplant den Kranzberg, aber sie stiegen zur Grünhornlücke auf, um den Blick auf das dahinter liegende Panorama zu geniessen. Sie schwärmten von der Abfahrt zurück auf den Konkordiaplatz – ich war jedoch in der anderen Gruppe und habe diese leider verpasst.
Wer auf die gut 400 zusätzlichen Höhenmeter verzichten wollte, machte sich mit Basho direkt auf den Weg zur Hollandiahütte. Und ja, uns vieren hat es so gereicht, denn so magisch und einzigartig die Landschaft ist, der Weg zur Hütte will und will nicht enden, obschon man die Lötschenlücke von Anfang an sieht – ihr wisst sicher, was ich meine! Und drückend heiss wird es im Frühjahr bei Sonnenschein, man fühlt sich wie in einem Backofen. Der herzliche Empfang auf der Hütte, die grandiose Aussicht und das feine Nachtessen mit einer sämigen Gemüse-Tomatensuppe und Älplermagronen brachte die Lebensgeister in uns allen zurück.
Gipfel wie Ansage
Am nächsten Morgen brachen wir früh auf zur Äbene Flue. Wenn sich der Himmel im Osten langsam rötet und dann die Sonne hinter den Bergen aufgeht, fühlt man sich wie im Paradies. Ich glaube, auch deshalb nehmen die meisten von uns die mit Hochtouren verbundenen Strapazen auf sich; so ergreifend erlebt man den Sonnenaufgang nur im Gebirge! Über die Ebene Richtung Gipfel kamen wir zügig voran, denn es blies ein frischer Wind. Erst im steileren Aufstieg ging der Atem schneller, aber dafür wurden die Finger endlich warm. Alle drei Seilschaften erreichten den «ebenen Gipfel», auf welchem genug Platz ist, um ausgiebig das Bergpanorama rund herum zu bestaunen und zu benennen. Die Abfahrt zurück zur Hollandiahütte war ein reines Vergnügen, denn in der Woche zuvor hatte es neuen Schnee gegeben.
Abfahrt und Rückmarsch mit Blumen
Nach einer kurzen Pack-, Trink- und Esspause auf der Hollandia machten wir uns auf den Weg ins Lötschental; in den sulzigen Schneehängen liess es sich leicht kurven. Auch die Schneerutsche von den steilen Nordhängen waren kein Problem und wir konnten bis kurz vor die Fafleralp durchfahren. Leider war die geräumte Strasse runter nach Blatten noch gesperrt, so dass wir die Skier auf den Rucksack schnallten und losmarschierten. Die Erinnerung an die kalten Hände und Beine, an den grandiosen Sonnenaufgang und den erlebnisreichen Tag, sowie die interessanten Gespräche in der Gruppe und die botanischen Inputs von Heinz machten die müden Schultern und schmerzenden Füsse erträglich. In Blatten wartete gerade ein Postauto und im Nu waren wir wieder zurück in Thun und Bern.
Teilnehmer*innen: Christine Becher, Glen Charnoski, Livia Bergamin, Michel Imhof, Brigitte Haas, Eva Pfarrwaller
Tourenleiter: Basho Kaminsky, Heinz Kasper
Tourenbericht: Christine Becher
Bilder: Basho Kaminsky, Heinz Kasper








