
Wanderung auf historischen Pfaden im Valle di Bognanco
Frühlingswanderung in der Ossola, 27. März 2025
Die Veteranengruppe unserer Sektion führte im Valle di Bognanco (Ossola) zwei Frühlingswanderungen durch. Die eine führte von Pianezza über Monteossolano nach Domodossola (Gängige, hier beschrieben), die andere etwas kürzere von Torno über Barro nach Domodossola (Bären).
Das Valle di Bognanco hatte schon bessere Zeiten erlebt. Dem Charme des Tals hat das aber nicht geschadet. Im Gegenteil: Es ist weitgehend von grossen touristischen Infrastrukturen verschont geblieben und die Natur hat sich zum Teil die Wildnis wieder zurückerobert. Jahrhundertelang dominierte neben Agrarprodukten wie Weinreben, Hanf oder Roggen die Viehwirtschaft. Dadurch entstand ein grosses Wegnetz, da viele Alpen untereinander verbunden waren (Mulattiera). Ein wichtiger Wirtschaftszweig war einst auch der Handel mit der Schweiz über den Stockalperweg, auf dessen letzten Abschnitt nach Domodossola wir uns zum grössten Teil bei der Wanderung bewegten. Eine letzte Blütezeit erlebte das Tal in der Belle Epoque, als vor etwa 150 Jahren Thermalquellen entdeckt wurden und in der Folge ein Thermalbad und mehrere Hotels entstanden. Geblieben ist heute das Thermalbad und der kleine touristische Ort San Lorenzo. Mit dem Wegfall des Handels, dem Niedergang der Alpwirtschaft und vor allem wegen den besseren Verdienstmöglichkeiten im Tal entvölkerte sich das Tal allmälich. Sinnbild dieses wirtschaftlichen Niedergangs ist die Ruine der Bergstation einer Luftseilbahn in San Lorenzo.
Unsere Wanderung beginnt bei der Talstrasse unterhalb von Pianezza. Das kleine Dorf liegt etwas oberhalb auf einer Geländeterrasse. Nur noch wenige Personen scheinen hier ganzjährig zu leben. Auf dem Weiterweg zum Oratorio Dagliano kommen wir am Weiler Monticchio vorbei, das wir kurz besichtigen. Beim Oratorio Dagliano angelangt, gibt es eine kleine Pause. Leider ist die Kapelle verschlossen. Durch das grosse Schlüsselloch der alten Holztüre lässt sich trotzdem einen Blick auf die Statue des hl. Rochus erhaschen. Diesem ist das Oratorio gewidmet. Gemäss der Legende soll er während der Pestzeit viele Kranke von ihrem Leiden geheilt haben, ist aber später selber auch von der Pest befallen worden (die ganze Geschichte zum hl. Rochus). Wir wandern auf schönen terrassierten Wegen weiter nach Monteossolano. Eine Besonderheit von Monteossolano ist, dass der Ort zusammen mit Barro, Monticchio, Piccioni und Ca’Monsignore zu Domodossola gehört, während die anderen Orte im Bognancotal zur Gemeinde Bognanco zusammengeschlossen sind.
Im Bognancotal befinden sich mehrere alte Kelter, die zum Keltern von Trester verwendet wurden. Die drei am besten erhaltenen befinden sich in Pianezza, Messasca und Ca’ Monsignore. Auch in Monteossolano konnten wir eine solche Presse aus dem 18. Jahrhundert bewundern. Nach Einwurf von 1 EUR öffnet sich die Türe und die ganze Gruppe konnte eintreten. Die vollständig restaurierte alte Kelter wurde nach jahrzehntelangem Stillstand wieder in Betrieb genommen. Der aus zwei Eichen- und zwei jüngeren Lärchenbalken bestehende Kelterbaum ist mehr als sieben Meter lang. Sie diente ausschliesslich dem Pressen von Trester.
Der Weg führt von Monteossolano weiter dem Hang entlang nach Cisore, wobei an einer Stelle ein steiles aber gut gesichertes Tobel zu queren ist. In Cisore machen wir eine weitere Rast, bevor der letzte Abstieg nach Mocogna und schliesslich nach Domodossola in Angriff genommen wird. Dort treffen wir wieder auf die Gruppe, die eine kürzere Wanderung unternommen hat. Gemeinsam wird der Ausflug bei einem Mittagessen im Ristorante Terminus gebührend abgeschlossen, bevor die Rückreise nach Bern erfolgt.
Weitere Informationen zur Tour sind auf dem Wanderplaner der Berner Wanderwege publiziert.
Teilnehmer*innen: Veteranen Gängige
Tourenleiter: Kurt Helfer, Martin Koelbing
Tourenbericht: Markus Stöckli




