
Variantenreiche Urner Haute-Route – gekrönt vom «Dirty Couloir»
Skihochtour für Couloir Queens & Kings, vom 8. – 11.04.2025
Tag 1: Realp – Albert Heim Hütte
Bahnhof Realp, Dienstag, 8.4.25, 10.00 Uhr: Eine erfrischend kreative Kennenlernrunde sollte vier geniale Tourentage einläuten. Zu siebt ging’s los gemäss dem Motto: «Servus die Wadln». «Ging» im wahrsten Sinne des Wortes. Portage auf der Passstrasse zur Furka an blühenden Krokusfeldern vorbei … sind wir hier zum «Blüemele»? Es sollte nicht die letzte Portage sein. Doch noch aufgefellt, zog sich unsere Spur vorbei an der AW Fuchsegg hinauf zum Schafberg. In der warmen Nachmittagssonne näherte sich unsere Körpertemperatur schon bald derjenigen beim Niedergaren. Während unsere Vorhut (2) bereits einen Tisch vor der Albert Heim Hütte sicherte, tobten sich die anderen fünf kurz im Couli zum Lochbergbach hinunter aus, um sich sogleich von Westen her Kuchen und Trank zu nähern. Die grandiose Aussicht auf den Galenstock, die Muttenhörner, das Witenwasserental bis hin zum Gemsstock etc. krönte den ersten Tag.
Tag 2: Albert Heim Hütte – Gasthaus Gwüest/Göscheneralptal
Die goldene Morgensonne verbreitete eine magische Stimmung und sorgte für Ahs und Ohs allenthalben! Nach einer kurzen Abfahrt zum Lochbergbach, die sich wie „Dancing on Ice“ anfühlte, wartete unser exquisiter Bergführer Julian bereits mit dem ersten Schmankerl auf uns. Statt klassisch westlich zum Lochberg hinauf, führte er uns etwas südöstlich davon durch das erste Couloir zur Lochberglücke (Punkt 2814). Die erste Abfahrt bis in die Nähe des Älprigensees war noch etwas holprig. Doch die Entscheidung für den 500 Hm Aufstieg zum Lochberg zulasten des Müeterlishorn entpuppte sich als perfekte Entscheidung. In abwechslungsreichem Terrain surften wir auf schönstem Sulz hinunter bis zum Campingplatz Mattli inkl. letzte Kalorien rausstöcklen. Unser Logbuch nach erst zwei Tagen bereits prall gefüllt mit Highlights! Die Gastfreundschaft im Gasthaus (mit Dusche!) war erfrischend und herzerwärmend zugleich. Kulinarisch fühlten wir uns beinahe schon im Nirwana… Herzlichen Dank auch für das herrliche von Adrian und Julian gesponserte Apéro!
Tag 3: Gwüest – Schinstock – Voralphütte
Auf den Geschmack gekommen, dirigierte uns Julian zu unserer neuen Homezone, dem Couloir westlich von Pt. 2889. Startend bei der Staumauer des Göscheneralpsees (nach kurzer Taxifahrt) fanden wir mehr zusammenhängenden Schnee vor als befürchtet. Einsam zogen wir unsere Kehren in der sonnendurchfluteten Stille hinauf durch das angenehm coupierte Gelände. Nach einer kurzen Traverse, Couli 2 hinter uns lassend sowie Aufstieg im Sonnenhang zum Skidepot, stapften wir hinauf zum Schinstock mit gigantisch schönem 360er-Pano! Die nächste «Sulz perfekt»-Abfahrt veredelte Tag 3, nicht ohne jedoch einen erwartungsvollen Blick auf Couloir 3, «the dirty one», zu werfen!
Tag 4: Voralphütte – nördl. Flüelücke – Meien
Wieder «Servus die Wadln» angesagt, portagierten wir Sack & Skis über den T4 hinauf zur Flüestafel. Thomas, der frischgebackene Tourenleiter führte uns in perfekter Spuranlage an den Fuss des «dirty Couloirs»; dirty, weil von Steinschlagspuren im Schnee gezeichnet … und ca. 170 Hm hoch. Gierig hängten wir uns rein, ab und zu ein paar fliegenden Steinchen auszuweichend. Auf dem Pass genossen wir die herrliche Sonne (und Julian seinen wohlverdienten Cervelat), bevor dann die letzte, dafür grandiose und zu Ende wilde Abfahrt ins Meiental bis Stäfeli den Tag abrundete. Nach einer letzten Portage nach Meien hinunter wurden wir vom Südtiroler Taxifahrer Roberto, welcher sein Herz an eine «Hiesige» vor zig Jahren verloren hat, bis nach Erstfeld chauffiert. Wunderbare vier Tage gingen viel zu schnell zu Ende. Doch es gibt noch viele Couloirs zu durchsteigen 😊…
Fazit: UHR Es muss nicht immer Realp – Engelberg sein.
Teilnehmer*innen: Marita Ebener, Verena Obmann, Claudia Ryser, Matthieu Pinoche, Georges Küng
Tourenleiter: Julian Good Kölliker (Bergführer), Thomas Kolb, Didier Plaschy
Tourenbericht: Georges Küng
Tom Kolb
says:Besten Dank Georges für den Bericht. Die Tour war ein Highlight meiner Skitourensaison. Vier spannende Tage mit steilen Couloirs, ausgesetzten Graten, tollen Gipfeln und Abseilen bei wunderschönem Wetter. Vielen Dank auch an unseren Bergführer Julian, welcher uns kompetent durch das anspruchsvolle Gelände geführt hat.