
Einstieg in Skihochtouren (SfS-Kurs) – Gauligebiet
31. März – 4. April 2025
Einstieg in Skihochtouren ist angesagt. Mit dabei sind Bergführer Mischu, SAC-Tourenleiter Dävu sowie die Teilnehmerinnen und Teilnehmer Angela, Ayla, Beat, Dario, Jasna, Luca, Nalini, Nik, Roland und Saskia. Sie werden fünf prächtige und ereignisreiche Tage im hochalpinen Gauligebiet erleben.
Tag 1 : Zur Bächlitalhütte
Die Gruppe, per Zug, Postauto, Alpentaxi und Gersteneggbahn angereist, startet bei frischen Temperaturen Richtung Bächlitalhütte. Dävu führt die Gruppe an. Es zeigt sich schon hier: Der Mann legt Wert darauf, die ideale Spur ins Gelände zu zeichnen.
Das Ziel ist bald erreicht. Es bleibt noch üppig Zeit, um die Grundknoten zu üben – wegen des eisigen Windes im kühlen Keller der Hütte. Danach geht’s ans Planen der Tour für den nächsten Tag, nun zum Glück in der gemütlichen Stube. Es etabliert sich ein Ablauf, der sich an den Folgetagen wiederholen wird: In kleinen Teams werden Routen und Zeiten geplant, Schlüsselstellen identifiziert, um dann im Plenum diskutiert zu werden. Ausserdem wird entschieden, wer am nächsten Tag anführt. Der Mutigste meldet sich zuerst: Roland.
Dann kommt endlich das wohlverdiente Abendessen. Mischu, stets ums Wohl der Gruppe bemüht, besteht auf Nachschlag, bis alle satt geworden sind.
Tag 2: Zum Hienderteltigletscher
Nach dem Aufstieg über den Bächligletscher ist die Obere Bächlilücke erreicht. Nun heisst es, Leitern klettern in luftiger Höhe. Kein Problem für die Gruppe.
Ayla ist die jüngste Teilnehmerin, hat aber reichlich Hochtourenerfahrung. Sie klettert das Steilstück auf der Westseite voran und führt die Kameraden sicher auf den Hienderteltigletscher, wo die erste Abfahrt runter zum Gaulisee startet.
Unmittelbar vor dem See liegt eine Tourengängerin einer anderen Gruppe verletzt im Schnee. Sie ist auf den letzten Metern gestürzt und hat sich den Oberschenkel gebrochen. Gut haben wir mit Ayla, Jasna und Dario gleich zwei Ärztinnen und einen Arzt im Team. Jetzt kommt Niks neustes Gadget zum Einsatz: Das Mobiltelefon mit Apfellogo verfügt über eine Notruffunktion via Satellit. Fazit: Es funktioniert. Allerdings muss man sich auf einen längeren Dialog per Textnachricht einrichten. Endlich fliegt der Helikopter der Rega an und bringt die Patientin ins Spital. Unsere Gruppe kann den Aufstieg in die Gaulihütte in Angriff nehmen.
Mischu, der Bergführer, hält sich bei der Tourenentscheidung komplett raus, lässt aber subtil-suggestiv durchblicken, dass das Hangendgletscherhorn eine gute Idee für den nächsten Tag wäre. Die Gruppe entscheidet sich – wer hätte es gedacht – für eine Tour auf ebendiesen Gipfel. Es wird sich als gute Wahl erweisen.
Tag 3: Auf das Hangendgletscherhorn
Heute zeigt sich das Wetter von der ruppigen Seite. Bei eisigen Temperaturen und böigem Wind führt uns Dario Richtung Hangendgletscherhorn. Er wird die Erfahrung später selbstkritisch als “Lektion in Demut” bezeichnen. Dabei macht er seine Sache bestens, abgesehen vom kleinen Detail, dass er zuerst mit den falschen Schuhen an den Füssen gestartet ist.
Dank reichlich Rückenwind erreichen wir das Skidepot, ohne gross zu schwitzen. Nun gilt es, die letzten hundert Meter mit Steigeisen und Eispickel zu bewältigen. Dies gelingt problemlos. Bei nachlassendem Wind rasten wir auf dem Gipfel, geniessen die Aussicht und fahren dann zurück zur Gaulihütte, die uns noch zwei weitere Nächte beherbergen wird.
O-Ton Angela zum Tag: “Meine Komfortzone hat sich heute erweitert.“
Tag 4: Auf das Hubelhorn
Mit Schützenhilfe vom “neutralen” Mischu hat sich die abfahrtsorientierte Fraktion um Nik durchgesetzt: Es geht heute aufs Hubelhorn, wo eine schöne, lange Fahrt durch nord-exponierte Hänge lockt.
Nik ist es denn auch, der die Gruppe über den Hubelgletscher führt – stets unter den wachsamen Augen von Dävu, der korrigierend eingreift, wenn die Spur nicht ideal im Gelände liegt.
Bei der Abfahrt findet sich die Gruppe oberhalb eines steilen Abschnitts wieder. Mischu schätzt die Lage ein: Der Hang ist steil und hat Triebschnee drin. Andererseits ist er sanft auslaufend und von überschaubarer Länge. Er entscheidet: Das ist machbar und zieht eine erste Spur. Die Gruppe folgt. Bei Rolands Fahrt löst sich ein kleines Schneebrett unterhalb seiner Spur. Kein Problem für ihn – aber einer ist noch oben: Beat. Er befindet sich etwas abseits der Stelle, wo die anderen gefahren sind. Mischu gibt das Zeichen und Beat stürzt sich mutig in den Steilhang, der sogleich zu rutschen beginnt. Die Gruppe hält die Luft an. Beat fährt auf dem abgleitenden Schneebrett und bringt sich geschickt in den stehenden Schnee rüber – sehr zur Erleichterung seiner Kameradinnen und Kameraden.
Die Situation wird später in der Hütte angeregt diskutiert. Eins ist klar: Die Lawinensituation muss stets im Auge behalten werden, auch bei mässiger oder geringer Gefahrenstufe.
Tag 5: Auf das Ränfenhorn
“Der frühe Vogel fängt den Wurm“, sagt sich Mischu und ordnet Frühstück um 5:00 Uhr und alsbald Abmarsch Richtung Ränfenhorn an. Der Kaisertag (O-Ton Mischu) beginnt allerdings mit einer schlechten Nachricht: Jasna ist angeschlagen und fühlt sich nicht fit für die heutige lange Tour. Ausgerechnet Jasna, die mit ihrem sonnigen Gemüt stets für gute Stimmung in der Gruppe gesorgt hat. Immerhin, es sei hier vorweggenommen, sie wird einen Tag später noch eine Schippe drauflegen und mit einer anderen Gruppe über das wesentlich höhere Rosenhorn abfahren.
Der Rest der Gruppe steigt über den Gauligletscher zum Ränfenhorn auf. Die vergletscherte Gebirgslandschaft ist imposant und das Wetter prächtig. Es macht sich aber auch Müdigkeit bemerkbar nach der Anstrengung der letzten Tage und die Bedingungen für die Abfahrt sind nicht einfach. Jetzt nur keinen Unfall machen! Mischu navigiert auf weiten Kurven sicher den Rosenlauigletscher runter, vorbei an hohen Eistürmen und tiefen Spalten.
Nach langer Abfahrt und kurzem Fussmarsch ist das Ziel im Rosenlaui erreicht. Hier offenbart sich die strategische Planung und der Sinn für Komfort, den gewisse Herren mit zunehmendem Alter entwickeln: Während die jüngeren Teilnehmerinnen und Teilnehmer die Heimreise in den verschwitzten Skischuhen antreten, schlüpfen Beat und Mischu genüsslich in frische Socken und mitgebrachte Turnschuhe.
Immerhin: Getränke gibt’s für alle und so treten wir gestärkt die Heimreise durch das frühlingshafte Tiefland an, mit vielen schönen Erinnerungen im Gepäck.
Teilnehmer*innen: Angela, Ayla, Beat, Dario, Jasna, Luca, Nalini, Nik, Roland und Saskia
Tourenleiter: David Hausammann, Michel Wirth
Tourenbericht: Niklaus Hugi