Loading...

Nachruf auf Christian Ruckstuhl

Wir nehmen Abschied von Christian Ruckstuhl, der am 2. April 2022 im Alter von 86 Jahren von uns gegangen ist. Mit seinem Engagenement hat der die Sektionen SAC Bern und Schwarzenburg geprägt.

Typisch Chrigu, pflegte Maria, seine Liebe auf den ersten Blick in der Rothornhütte und später ihm Angetraute, zu sagen, wenn er etwas im «Gusu» hatte. So erstaunt es nicht, dass Christian schon geraume Zeit vor seinem Ableben seine «Grebt» auf drei Wochen nach dem Tod angesetzt hatte – und tags darauf die Todesanzeige erscheinen sollte. Das Essen, samt Wein und Dessert, waren vorausschauend geplant und der Kreis der geladenen Gäste auch. Und nicht fehlen durfte sein Lied «Hoch auf dem gelben Wagen», welches wir dem Verstorbenen kräftig vielstimmig sangen. 

Mit moderat bergsteigerischer Sturheit schaffte es Christian auf viele Berge. So nahm er 1974 an der Internationalen Pamir Expedition teil, die leider durch den Tod einer Berner Teilnehmerin überschattet wurde. Trotz seiner Kniebeschwerden unternahm er immer wieder grosse Touren, z. B. mit Marcel Schafer über den Teufelsgrat aufs Täschhorn, Dent Blanche oder mit dem Schreibenden Badile-, Matterhorn- und Meje-Überschreitung und vieles mehr. Kilimandjaro war als Familientour perfekt. Dabei plagten ihn seine Schmerzen manchmal wohl sehr.

Er war in jungen Jahren ein respektierter, ja gefürchteter Läufer beim Staffellauf «Quer durch Bern», wenn er als Erster beim Start die andern gleich mal distanzierte und damit der Mannschaft des Muristalden-Seminars Vorsprung verschaffte – so berichtet ein ehemaliger  Laufkonkurrent vom «Höfu-Seminar». Nach Lehrtätigkeit in Gsteig, Lengnau und Schwarzenburg unterrichtete er bis zur Pensionierung an der BFF in Bern. Öfters erschien er damals in seiner Arbeitskleidung «Schale mit Fliege» am Freitag im Clublokal.

Leider kam 1980 Tochter Käthi unter tragischen Umständen ums Leben. Ein Einschnitt, der Christian und Maria äusserst nahe ging.

Christian war ein handfester Pragmatiker, der Aufwand und Ertrag gut zu kalkulieren wusste. Schlagfertigkeit zeichnete ihn aus und um einen träfen Spruch war er nie verlegen. Ein Sektionsmitglied erinnert sich: Als die Diskussion um einen Lombardkredit für eine Hütte in der Sektion von einem Veteranen als komischer Kredit aus der Lombardei  hinterfragt wurde, bog er als «Präsi» die Sache geistesgegenwärtig um und bewirkte eine namhafte Spende des Interpellanten. Nichtsdestotrotz meinte er gegen Ende seiner Amtszeit: es ist Zeit aufzuhören, der Stapel unerledigter Post wird immer höher.

Trotz geglückter Knieoperation musste er sich später eher auf Wanderungen und Reisen beschränken. Aber langweilig wurde es nie. Die Liegenschaft in der Eymatt und das Zio-Haus im Tessin erforderten gehörigen Einsatz. Und schliesslich wollten ja auch noch Enkelkinder betreut werden.

Mühe machte ihm aber seine Schwerhörigkeit, welche ihn spürbar zunehmend einsamer machte. Seine Kräfte liessen im letzten Lebensjahr durch seine schmerzhafte Muskelkrankheit rasch nach, und so durfte Christian nach drei Monaten Pflegeheim seine letzte Reise antreten. Wir behalten Chrigu als geradlinigen, humorvollen, selbstkritischen und  leicht sarkastischen Kameraden in lieber Erinnerung, dem auch manchmal etwas Hau-Ruck beim Klettern über eine schwierige Stelle geholfen hat. Vielleicht auch im Leben, sagt Maria.

Rolf Schifferli

/ | Kommentar schreiben

Kommentar schreiben

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

To top