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6.-11. Februar 2010 Tourenlager im Puschlav

Archivbericht

Das Ziel war, pro Tag ein paar Zeilen zusammenzubekommen – doch da die Mehrheit über unglaubliche schreiberische Fähigkeiten, minimale Müdigkeit und Topmotivation verfügen, wurde es doch ein wenig mehr…

Samstag:
Eine lange Reise stand uns bevor. – Wer hätte gedacht, dass man innerhalb der Schweiz 6 Stunden Zug fahren kann! Alle 11 Teilnehmer und 3 Leiter trafen schlussendlich in Poschiavo an und wir durften noch kurz Postauto fahren. Von der Bernina-Passstrasse gings dann mit vollem und schwerem Rucksack in zum Glück nur 1,5 Stunden zum Refugio Saoseo im Val da Camp, wo uns Bruno der nette Hüttenwart herzlich begrüsste. Wir bezogen den gut eingerichteten Winterraum und nach einer Vorstellungsrunde und der Routenplanung, liessen wir uns von Bruno ein feines Znacht servieren. Da die meisten mit einem Schlafmanko ins Lager kamen, war bald Nachtruhe…

Sonntag:
Um acht Uhr brechen alle munter auf
und mit vollem Rucksack steigen wir den Berg hinauf.

14 Nasen krumm und lang
laufen hoch den steilen Hang.

Um uns Berge, Eis und Schnee,
noch tun uns die Füss‘ nicht weh.

Mit wunderschönem Sonnenschein,
da muss man einfach fröhlich sein. (Gäu X!*)

Der Wind bläst und stürmt mit voller Kraft,
bis zum Gipfel hätten wir’s fast geschafft.

Aufgrund erheblicher Lawinengefahr
wurde das Gruppenfoto auf dem Piz Ursera nicht wahr.

Wegen den vielen Wumm,
kehrten wir schon weiter unten um.

Bei der Abfahrt fielen die Profis oft,
auf den Pulverschnee haben wir vergeblich gehofft.

Auf halbem Weg ins Tal
übten wir den Ernstfall einmal.

LVS-Geräte wurden vergraben,
die wir schnell wieder gefunden haben. (Mit Ausnahme, gäu X*).

Da uns heisse Schoggi und Saoseo-Kaffee lockten,
ging’s schnell bergab, wo wir lange noch im Sonnenschein vor der Hütte hockten.

Einige zogen beim Haus
sogleich ihre Schuhe aus

um sich im Barfusslaufen zu beweisen, (Gäu X*)
andere kochten derzeit die guten Speisen.

Erster kulinarischer Höhenflug der Woche – Spaghetti mit Tomatensauce,
was für ein gutes Gekoche.

Der frische Basilikum ist nicht zu vergessen,
ach, wie gut haben wir gegessen!

Um 9 Uhr schlafen wir schon ein,
kann ein Tag noch schöner sein!!

*) Name der Redaktion bekannt.

Montag:
Mit emene wüeschte Klingelton werde mir usem Schlaf grisse. Bim Zmorge begnüegt sich d’Mehrheit mit Kondensmilch und trochene Flocke, währenddemm die beide Jüngste mit 2 Chüble Jogurt uftrumpfe.. Gli druf (nachdämm irgendwelchi Heinzelmänli z’Zmorge abgwäsche hei) laufe mir ab zwüsche Bäum düre richtig Italie. Bim Ufstieg gitz Spure vo de Teilnehmer gmacht – mit meh oder weniger Umwäg aber durchgehend emene homogene(!) Tempo. Mit vilne Spitzchere got’s ufe Piz Cunfin underem azurblaue Himmel und chräftiger Sunne. Gwüssi Lüt han no gnue Energie gha zum uf Grenzstei und Steimanli e Waag z’sta.
Vor dr Abfahrt vom Gipfel het dr längscht Leiter probiert e Lawine uszlöse – was nid glunge isch, isch aber e Versuech wärt xy. Zum Erstuune vo allne Neuling het dr glych Leiter witer unde nomal e Sprung gwagt, dasmal id Tiefi. Zum Glück isch er agseilt xy und het drum mit vil Iisatz vo üsere Hauptleiterin chönne ööstrichisch us em ‚Spalt‘ grettet wärde. Nach usgiebigem Sunnebad vor der Hütte hetts am Abe Bohne mit Chili und zum Dessert Schoggimousse gä – dank stundelangem (oder so 😉 Rahm und Eiwissschla vo gwüssne verdonnerete oder au hochmotivierte Köch ^^ Allgemein hett d’Chocherei ufm Saoseische Holz gfüürete Herd scho fasch mit Gault Milleau bezeichnet wärde, was sogar s’Urgestei vo üsne drü Leiter bestätigt hett. Als zwöits Dessert hemer am Obe no Lawinetheorie büfflet: wills schliesslich ir Praxis nid funktioniert hett und au als Vorbereitig füre nägschti Dag…

Dienstag:
Heute war die grosse Tour angesagt. Tagwacht um 5.45 Uhr – eine Stunde früher als üblich, so dass wir bei Tagesanbruch losmarschieren konnten. Wetter und Lawinenbulletin versprachen beste Verhältnisse. Dank der perfekten Spur unserer Leiter (für welche man locker Wegzoll verlangen könnte!) und unserer Kondition kamen wir schneller voran als befürchtet. So wurde beschlossen, doch noch Sämi’s Piz Parasidin zu besteigen (auch bekannt als Piz Paradisin). Nachdem wir den Gletscher überquert hatten (das spaltenlose Ding versteckte sich unter der Schneedecke), zwang uns der Hunger zu einer Rast. Mit neuen Kräften nahmen wir die steile Flanke Richtung Grat in Angriff. Von einer Sekunde auf die andere hatten vierzehn Leute Herzklopfen, zwei davon standen einige Meter weiter unten, die restlichen wie angewurzelt und im Tal hatte es plötzlich mehr Schnee – was war passiert?? Der Spurenmeister leistete vollen Einsatz: zuerst bahnte er die perfekte Spur, dann machte er ein Durchkommen unmöglich, worauf er uns ruhig und sicher wieder aus dem Hang hinaus und gleich zum nächsten Abenteuer führte (diesmal geplant!). Vom Sattel mit bester Aussicht seilten uns die Experten ins Couloir ab, nachdem der Spurenführer und der Hundertkilöner am Seil gesichert vergebens mit vereinten Kräften die Lawine herausgefordert hatten (man stelle sich vor: zwei Teletubies in einer Hüpfburg). Fazit: Lawinen sind unberechenbar und lassen sich nicht planen! So rutschten wir nacheinander am Seil gesichert hinunter und wurden mit einer Welle und bester Stimmung von der restlichen Gruppe empfangen.
Jetzt konnte uns nichts mehr halten. Mit verordnetem Sturzverbot heizten wir den vermeintlichen Pulverhang hinunter. Wir lernten, dass der Schnee nicht nur weiss ist und dass Kenneraugen den perfekten Pulverschnee von weitem erkennen, was hingegen nicht vor Steinen schützt. Auf dem letzten Stück der Abfahrt meisterten wir einen Slalom durch den Wald, nur Luca, unser Baumliebhaber, leistete zwei jungen Tännchen Gesellschaft. Vor der Hütte genossen wir die letzten Sonnenstrahlen, es wurde eifrig gejasst. Die hungernden Mäuler wurden mit leckeren Älplermakronen gestopft. Anschliessend weihten unsere zwei Küken uns in die Welt der Werwölfe ein. Die Werwolf-Anfänger wurden gnadenlos umgebracht, konnten aber trotzdem ohne Albträume, erledigt vom Tag, einschlafen.

Mittwoch:
Am 4. Tourentag geht’s auf den Müntschemier (schreibweise => Sämi frage), offiziell auch „Corn da Mürasciola“ (2819 m). Die Alpinski-Ausbildung vom Vortag wird mit Steigeisen und Ski-Portage rauf-runter, mit und ohne Seil, je nach Grat-lage, fortgesetzt. Das Meteo gehorcht der Schönwetter-Buchung der Tourenleiter und ist besser als vorhergesagt, vor allem besser als im Rest der Schweiz ;p ! Dennoch aufgrund von etwas kontrastlosem Anblick kleine Abweichung vom Tourenziel, wird jedoch vollstens kompensiert durch den Anblick einer mitgliederstarken Steinbockfamilie. Aufwärmen beim Schneeprofilschaufeln und eine schöne Powder Abfahrt mit teils Bäumli-Bodycontact der ganz getreuen Naturfreunde runden den Tag ab. Sämi musste uns leider bereits im Laufe des Tage verlassen und tauschte Felle gegen Daumen ein.
Cornelia und Heinz hatten die Truppe auch zu zweit „1A“ im Griff – bzw. am Schnürchen. Als Bettmümpfeli schlug Martin Beowolf dann noch 3x zu. Auch eine 3er Reduktionsmethode!

Donnerstag:
Am Donnerstag wurden wir wie gewohnt in aller Herrgottsfrühe durch das grelle Licht der Deckenlampe aus unseren Träumen gerissen. Nachdem wir unser Müsli mit Kondensmilch verputzt hatten, war packen und putzen angesagt. Das ging erfreulicherweise sehr schnell über die Bühne und so standen wir schon um neun bei einer kleinen Ansammlung verlassener Rustico-Ferienhäuser, wo wir unser überflüssiges Gepäck deponierten (gemäss gewissen Leuten fallen folgende Gegenstände in die Kategorie überflüssiges Gepäck: Steigeisen, 2kg Joghurt, Skijacke, Bonanza Kartenspiel, Fausthandschuhe und Thermoskanne).
Nun folgte der letzte Aufstieg dieser wunderbaren Tourenwoche. Als wir den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr sehen wollten, hatten wir die Baumgrenze überwunden und konnten den Motal durch den Nebel erspähen. Nach einer kurzen Pause löste Heinz Cornelia an der Spitze der Gruppe ab. Da der Nebel etwas Verwirrung gestiftet hatte, entfernten wir uns mehr oder weniger zielstrebig vom Gipfel. Sophie und Denise fanden es schon „dr Gipfu“ bzw. hatten ihren Gipfel schon erreicht als wir die Harscheisen anschnallen sollten. Die zwei Frau schwächere Gruppe setzte den Aufstieg aber unbehelligt fort und fand zum Schluss doch noch den Weg zur Gipfelstange des Motal. Unsere Mühen wurden dann sogar noch mit einem Wetterumschwung belohnt und die Gipfelstürmer konnten die ersten Sonnenstrahlen geniessen. Wir machten uns jedoch bald wieder auf den Rückweg um Sophie und Denise vor dem Erfrieren zu bewahren. Die Abfahrt war vor allem im zweiten Teil sehr bäumig und mit hervorragendem Pulverschnee ausgestattet. Ganz unverhofft kamen wir in den Genuss eines sauber gesteckten three-sixty-front-turn customized by Heinz!
Bei den Rusticos legten unsere Rucksäcke wieder etwas Gewicht zu und wir fuhren weiter zur Postautohaltestelle wo wir uns auf die lange Heimreise einstimmten. Am Bahnhof von Poschiavo hatten wir noch Zeit, um uns mit echten Ringbroten als Mitbringsel einzudecken und genossen dann die gemütliche Fahrt mit der Rhätischen Bahn. Auf der Rückreise entbrannten noch heftige Diskussionen, bei Gerichtsverhandlungen wo es darum ging Werwölfe, Glüsslimeitschi und Hexen hinzurichten (wer bei Werwölfen und Hexen im Zug nur Bahnhof versteht, sollte unbedingt mal Werwölflen!)
In Bern wurden unsere Verhandlungen definitiv abgebrochen und das tolle Lager war beendet.

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