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8.-15. April 2006 Kletterlager Tessin

Archivbericht

Der Himmel ist regenschwanger, auf den feuchten Strassen spiegelt sich die verzerrte Wirklichkeit. Der Zug taucht in den Tunnel ein. In den nächsten 13 Minuten bleibt uns genügend Zeit, um uns auf den Norden vorzubereiten und uns vom Süden zu verabschieden.

Wenige Stunden vorher besuchten wir ein letztes Mal den steilen und schwierigen Settore Este in Ponte Brolla. Man könnte sagen wir blieben dadurch unserem Stil treu, denn in jenem kräftezehrenden Klettergarten hielten wir uns in acht Tagen insgesamt vier Mal auf. Zu Recht, ist man versucht zu sagen, denn es gab kaum jemanden der sein Können nicht steigern, sein Limit nicht spüren konnte. Zudem war der Settore Este eine Entschädigung für all jene, welche Stürze im Überhängenden den Käseraffelstürzen auf den Platten vorzogen. Esoterische Griffe und abschüssige Reibungstritte umgaben uns in Ponte Brolla zur Genüge. Da war zum Beispiel die Pinocchioplatte. Jedem, der seinen Winter in der Halle mit grossen bunten Tritten und Griffen verbrachte, wurden dort seine Defizite aufgezeigt. Doch eigentlich war jene Pinocchioplatte nur eine Vorbereitung dafür, was uns am Freitag bevorstand: zehn Seillängen am zuerst plattigen, dann steilen Sperone di Ponte Brolla. Aus dem geplanten Schnelldurchstieg wurde jedoch nichts. Aber ehrlich Sacha… Was erwartest du eigentlich von einer Berner JO?

Das Beste dann beim Ausstieg: bequeme Schuhe und etwas zum naschen…
Die grösseren Mahlzeiten wurden jedoch in unserer Festung in Ponte Brolla eingenommen. Mitten im Wald schwangen sich die furchterregenden Burgmauern auf, welche einerseits Eindringlinge abschreckten und anderseits Flüchtende entmutigen sollten. In zwei Häusern spielte sich das Leben ab: Das erste war Schlafgemach, wo sowohl unser Feldherr Sacha, wie auch die einfachen Ritter nächtigten. Das zweite Haus war die Küche, welche durch ihre Einfachheit und ihren unübertreffbaren Charme brillierte. Nur gerade fünf Reitminuten vom Haupttor entfernt befand sich der Waschraum, die Maggia.
Zum feindlichen Angriff kam es am Freitag Abend. Kraftlos von den anstrengenden Seillängen am Sperone mussten wir feststellen, dass unsere Feinde keineswegs aus Nordeuropa, sondern aus dem fernen Osten der Schweiz, aus St. Gallen, stammten.
Wir liessen die feindliche Übernahme der Küche zu und konnten dadurch die Gemächer erfolgreich verteidigen. Selbst einer nächtlichen Belagerung der Ostschweizer hielten wir bis zum Schluss stand.

Licht durchflutet die Waggons des Zuges nach Zürich. Wir sind in Göschenen und die Strassen sind immer noch nass, der Himmel immer noch düster… Egal, wir hatten unsere Prise Frühling.

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