Loading...

12. März 2006 Greyerzerland statt Wildhorn Helidemo

Archivbericht

Wegen der miserablen Wetter- und Lawinensituation ist die Helidemo von Mountain Wilderness auf das Wochenende vom 18./19.3. verschoben worden. Schade, denn die JO-Bärn wäre mit stolzen zehn Personen aufgefahren, die als eigenständige Gruppe mit Transpi, Fahnen und Flyer ausgerüstet auf den als Helilandeplatz benützten Wildhorngipfel aufgebrochen wäre, um gegen das Heliskifahren zu demonstrieren.

Immerhin vier der zehn Protestkandidaten konnten sich aufraffen, in den Fribourger Voralpen ein Ersatztürli zu unternehmen. Wehe dem, der behauptet, das Gruyerzerländli sei nicht weit weg, um Skitouren zu machen: Ganze vier Stunden Anfahrt haben wir benötigt, um Grandvillard, unseren Ausgangspunkt der Tour zu erreichen. Wie es dazu kam: „Wegen eines unangenehmen Fahrgastes, der soeben mit Polizeigewalt aus dem Zug befördert werden musste, erhält unser Zug eine Verspätung von zwanzig Minuten“ lautete bei der Abfahrt in Bern schon mal die Lautsprecherdurchsage. Gut genug, um in Fribourg den Anschlussbus zu verpassen. Macht plus eine Stunde. Dafür sind wir in Sachen Bestsellerliteratur durch eingehendes Studium im Stauffacher der Bahnhofunterführung in Fribourg jetzt up to date. Die Automobilsalon-Gratiszeitung hat uns nun wirklich nicht die gewünschte geistige Sättigung gebracht! Wegen so einem, für einen Sonntagsausflug doch wirklich höchst fragwürdigen Anlass einen halbleeren Extrazug zu organisieren, fanden wir von der SBB schon per se total überreagiert, verglichen mit den Massnahmedefiziten, die sich die SBB bei überfüllten Zügen an Skiferienenden immer wieder erlauben, erst recht.
Die Busfahrt verlief dann einwandfrei. In Bulle stiegen wir dann aber in ein Züglein ein, das es gerade mal bis Gruyere schaffte, um verängstigt gleich wieder zum Mutterbahnhof Bulle zurückzukehren, statt die Weiterfahrt zu unserem Zielbahnhof Grandvillard zu wagen. Der Grund: Irgendein Verrückter, wir vermuten ein Automobilsalonfanatiker, von neuen Glanzmodellen geblendet, hat sich im Gruyerzerländli brutal verfahren und weiss nichts besseres, als sein Auto quer auf die Schienen zu stellen, sei es um einen Autosuizid zu provozieren, sei es auch nur, um uns die Reise noch mehr zu erschweren.
Nach erneutem Warten auf dem Bahnhof Bulle, nach einigen Streching-Einheiten, Seiligumpi sowie Lektionen in Knotenkunde (nur der Henker, dafür aber sattelfest) wurden wir aufgefordert, in den Nostalgiezug einzusteigen, der uns an unser Ziel führen soll. In einem angeblich aus dem 19. Jahrhundert stammenden Waggon machten wir es uns neben fondufressenden Touristen zu Ländlermusik so gemütlich wie es unter solchen Umständen eben möglich ist. Hauptsache war, dass wir das langersehnte Grandvillard noch vor der Abenddämmerung erreichten. Uff!
Mit dem Ziel, die Verspätung wieder gutzumachen, rannten wir in Richtung „Les Merlas“, schwenkten aber bald zum „la Cua“-Spitzenhang ab, da wir erkannten, dass es bei diesem unglaublich locker-leichten, massenhaften Neuschnee bestimmt das geilste vom Geilen sein muss, diesen relativ steilen Megahang runterzupowdern, statt auf dem weniger steilen Rücken nebenan in der Abfahrt nur steckenzubleiben. Und das wurde es auch. Unmengen von federleichtem Kanadaschnee bildeten das Abfahrtssubstrat für unsere Kleingruppe, den zwei Boardern und zwei Skifahrern, von denen man zwischendurch vor lauter Staub nichts mehr sah – wer hatte das schon jemals erlebt? Da haben sich die vier Stunden Anreise gelohnt.

/ | Kommentar schreiben

Kommentar schreiben

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

To top