
3.-9. Oktober 2004 Kletterlager Südfrankreich
Archivbericht
Am Sonntag verliessen 15 muntere Seelen das Schweizerland in Richtung Frankreich, das auch bekannt ist wegen seinem hervorragenden Weichkäse. Eigentlich gute Voraussetzungen um am ersten Abend eine deftige Portion Spaghetti mit viel Käse zu geniessen. Doch leider missglückte Benis erste Leiteraufgabe, für den ersten Abend einzukaufen… Also kein Käse….so ein Käse!
Dieser erste Tag hatte aber auch sonst spezielles an sich: Es war nämlich der letzte, an dem wir die südfranzösische Sonne richtig erleben durften. Und dies während einer siebenstündigen Autofahrt in einem vollgestopften Minibus.
Nun aber genug gemeckert… geklettert wurde nämlich trotzdem jeden Tag. Am zweiten Tag fuhren wir an eine Felsfront nahe der „Grotte des Demoiselles“, von der wir später mehr hören werden. Wir konnten uns gut an den Fels gewöhnen, und auch schon mehrere Seillängen aneinander hängen.
Am Abend vergnügten sich einige von uns an der mitgebrachten Slackline, einer Bandschlinge, die zwischen zwei Bäumen gespannt wird, um anschliessend darüber zu balancieren. Entscheidend ist dabei wahrscheinlich vor allem der Ehrgeiz den anderen Baum zu erreichen. So wären einige (ich eingeschlossen) wohl bis nach Hause gelaufen, hätte man die auf der Slackline abgelaufenen Meter auf unseren Rückweg übertragen… Doch ist dies alles eine Frage der Prioritäten. So lagen diejenigen von Mutz offensichtlich im Schälen von Kartoffeln und der eigenen Finger.
Den dritten Tag verbrachten wir im „Secteur Ecole“. Dementsprechend wurden wir auch geschult! Tapes wurden über die ganzen schönen Wände verteilt, um einen Parcour abzustecken. Greenpeace würde motzen, wir haben gelacht. Investitionen in unsere Bildung zahlen sich eben aus! Nehmen wir zum Beispiel Beni: Einst ein „gewöhnlicher“, frecher Teilnehmer und nun ein Leiter, der an diesem Tag sein erstes 6c punktete. Wenn ihr glaubt, dass Kletterszenen wie sie in „Mission Impossible“ und „Vertikal Limits“ vorkommen nicht realistisch sind, täuscht ihr euch gewaltig! Alle die Beni gesehen haben würden mir zustimmen! Alle Liebhaber harter, schwieriger Züge kamen beim abschliessenden bouldern auf ihre Rechnung . Sächu, Pfaffi (auch Pfami), und ich hatten Freude an insgesamt etwa 5 Meter Fels. Wir versuchten Quergänge, Dynamos, mit Füssen und ohne Füsse. Erstaunlich wie wenig man zum Glück braucht – 5 Meter Fels! (Obwohl ich anmerken möchte, dass es mit einem Crashpad noch besser und sicherer gehen würde).
Dramatische Szenen spielen sich in der Nacht des dritten Tages ab. Gerade stellten Dani, Sächu und ich den Kocher ab, als es zu regnen begann. Es hörte die ganze Nacht nicht mehr auf und die Blitze waren teilweise so lange und hell, dass man getrost auf die Taschenlampe verzichten konnte, um seine Rucksäcke vor der Nässe zu schützen. Das Wasser lief in Bächen in unser Zelt, als einige (es wurden sogar Leute nur mit Unterwäsche gekleidet gesichtet) beschlossen, die Rucksäcke ins Auto zu retten. Nur Beeli pennte die ganze Nacht seelenruhig und ohne etwas zu merken.
Am Morgen des vierten Tages war Schlechtwetterprogramm angesagt. Ein Besuch in der Grotte des Demoiselles würde die energiegeladene Bande wohl besänftigen…. weit gefehlt! Die gigantische Tropfsteinhöhle regte unsere Fantasie an. Das Programm hatte für alle etwas zu bieten: Wer wollte konnte sich bei unserem Führer interessante Infos zur Höhle holen. Die anderen überlegten sich die schönsten Boulder und Kletterrouten durch die Höhle. Es gab Tausende! Zum Glück gaben wir unsere Klettersachen am Eingang ab, sonst hätten sich einige wohl nicht mehr zurückhalten können und „Hand angelegt“. Nach den gedanklich durchstiegenen Routen am Morgen, konnten wir am Nachmittag auch noch real mit den Schlüsselstellen ringen. Zwar nicht in der Höhle dafür mit Aussicht und an frischer Luft. Erwähnung verdient hier auf jeden Fall noch der erste Sanduhr-Boulder der Welt. Alle konnten und mussten ihn mehr oder weniger elegant meistern.
Am fünften Tag nahmen wir einen etwas längeren Weg zu einem weiter entfernten Klettergarten in Kauf. Wir hatten kein Topo von diesem Gebiet und mussten uns bei der Bewertung auf unsere subjektive Einschätzung verlassen. Eine spannende und schwierige Aufgabe! Oft wurden aber einfach unsere Leiter über Routen gejagt, damit sie diese für uns bewerten konnten. Apropos Leiter: Unser aller Vorbild Pfami machte sich einen Spass daraus, den ihn sichernden Beni zu schocken und nahm mal kurz einen Abflug über die halbe Route, natürlich nachdem er die Umlenkung oben berührt hatte! Die Sonne zeigte sich vereinzelt und die Stimmung war grossartig. So kam es auch, dass die meisten am Abend mit einem kleinen Projekt auf den Zeltplatz zurückkehrten und den Vorschlag begrüssten, am nächsten Tag in denselben Klettergarten zurückzukehren.
An diesem letzten, sechsten Tag war dann auch einiges los! Die ins Auge gefassten Projekte wurden in Angriff genommen. Fast alle klemmten sich noch einmal richtig in den A**** und fast alle hatten Erfolg mit ihren Projekten und können nun getrost der Winterzeit entgegenblicken. Auf der Rückfahrt zum Campingplatz hatten noch einige von uns das Bedürfnis Lieder zu singen. Wolfgang Amadeus hätte im Grabe rotiert! Ausserdem verabschiedeten wir Pfami, der weiter in den Süden ging um dort vielleicht noch etwas Sonne zu finden (wenn dies so weiter ging, müsste er nun etwa beim Südpol angekommen sein). Wir liessen den Abend gemütlich ausklingen und genossen nach einem Restenessen (mit Käse) und einer mehr oder weniger erfolgreichen, spontanen Polentakochaktion von Peter und Paul, die Freuden des Lagerlebens.
Die Rückfahrt war eng, mühsam, anstrengend, lang, lang und lang. Doch sie war ein notwendiges Übel, denn leider wollte niemand eine Slackline von Südfrankreich nach Bern spannen, damit sich der Weg etwas spannender gestaltet.
Bericht Simon Lanz